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Alfons Mucha wurde durch seine Lithographien, die er für die Schauspielerin Sarah Bernhardt zwischen 1894 und 1900 schuf, weltweit berühmt, so dass zahlreiche Designer sich von ihm beeinflussen ließen. Dieser sog. Mucha-Stil manifestiert sich vor allem in typischen Darstellungen der Frau als dekoratives Element. Im Gegensatz zu ihrer tatsächlichen sozialen Stellung wurde sie idealisiert und diente als Motiv für viele Arbeiten aus dem Bereich des Schmucks, von Gebrachsartikeln und der Werbung. Mucha hat zahlreiche Schmuckentwürfe gemacht, ausgeführt von bedeutenden Juwelieren wurden aber nur wenige, die meisten in Anlehnung an seine berühmten Lithographien z.B. jener Armschmuck für Sarah Bernhardt.

Nicht ausgenommen von dem Mucha-Stil waren natürlich auch die Gürtelschließen. Besonders augenscheinlich zeigt sich dies in der folgenden Schließe, welche von Piel Frères 1900 zur Pariser Weltausstellung herausgebracht wurde. Als Vorlage dienten Muchas Lithographien´"Sarah Bernhardt La Plume" von 1897 und "Job". Vor allem in der Verwendung des weiblichen Haares als dekoratives Element ist die Ähnlichkeit zu sehen.

"Sarah Bernhardt La Plume" Lithographie (Copyright Bild-Kunst Succession Mucha)


Piel Frères Silber vergoldet 1900


Variante, das Gesicht in Elfenbein


Dreiteilige Variante


DETAIL


Die zwei Seitenteile sind wohl in Anlehnung an Muchas Lithographie "Job" angefügt worden


Lithographie "Job"   (Copyright Bild-Kunst Succession Mucha)


rechtes Seitenteil


Linkes Seitenteil


Variante im Profil

Die Profil-Varianten lehnten sich wohl an Muchas Litho "Job" an. Hingegen die folgende Silberschließe nahm das Litho "Tète Byzantine - Blonde" von 1897 zur Vorlage.



Frei nach Mucha nachempfunden jedoch wurden die folgenden Gürtelschließen


Lalique


Silber 1900


Schon bald wurde Mucha auch in den USA beliebt, und, wo man nur konnte, wurden seine Frauenköpfe mit wallenden Haaren als dekoratives Element eingesetzt. Mucha wurde sogar in die USA eingeladen, wo er zwei Jahre verweilte, und er versuchte seinen Erfolg von Paris zu wiederholen, was ihm aber nicht gelang; denn schon sehr bald waren seine Werke nicht mehr modern und später sogar als Kitsch verpönt. Erst in jüngster Zeit kam es zu einem Revivial, und heute ist Mucha in den USA populärer denn je.


Silberschließe von Kerr USA um 1902


Unger Brothers USA um 1902


Aber nicht nur Gürtelschließen oder Schmuck übernahmen den Mucha-Stil, auch auf normalen Gebrauchsgegenständen  findet er sich überdeutlich wieder z.B. auf dem folgenden neunteiligen Toiletten-Set.


Toiletten-Set USA um 1902 nach Mucha


Handspiegel




Detail


Handbürste


Kamm


Fingernagel-Set


Handpiegel eines anderen Herstellers


Muchas Einfluß ging noch viel weiter. Die folgende Lithographie "Frühling" aus der vierteiligen Serie "Jahreszeiten" nahm der französische Graphiker Orens Dénizard als Vorlage für seinen Wandteppich "Musik am Abend". den er für die berühmte Teppichweberei Scherrebek 1900 entwarf. Aus einer eleganten Dame wurde ein holsteinisches Landmädel.

Mucha "Frühling"


Dénizard Wandteppich "Musik am Abend" Scherrebeker Bildteppich 1900


Es dauerte nicht lange, und währt noch bis heute an, bis die Kitschindustrie sich der Werke Muchas annahm, wodurch diese Richtung des Jugendstils sehr bald in Verruf kam.