Komponisten können die Welt nicht verändern, oder? Aber Kompositionen können Komponisten verändern. Können also Kompositionen die Welt verändern?
Müßig zu spekulieren, wie die Welt ohne Beethovens Neunte beschaffen wäre; beweisbar ist weder ihre Wirkung noch ihre Wirkungslosigkeit.
Glauben Sie die Geschichte des Mannes, der aus einem Konzert kam mit den Worten: "Ich muss mein Leben ändern!"? Glaube nichts -hoffe alles.
Weit haben wir es gebracht, aber noch nicht weit genug: frei sind wir, aber einsam. Von nun an ist die Hoffnung der Stoff, aus dem die Zukunft ist, kein Gott könnte uns mehr helfen.
Denn wer nicht schreit, wird nicht gehört, wer nicht schnell ist, wird zurückgelassen, wer nicht schockiert, langweilt.
Überdosis ist die Norm, die Krise Dauerzustand, die Stille vertrieben, Sensationen sind ausverkauft; nur noch eine -letzte -hat Hochkonjunktur: die Katastrophe. Indessen ist es noch gar nicht sicher, dass sie eintritt: Kunst könnte sie verhindern.
Es ist Kunst, Krisen zu überwinden, nur Kunst überwindet Krisen. Kunst resigniert nie, denn sie schafft aus der Resignation.
In der Krise wird die Kunst zur Notwendigkeit. Ohne sie geht nichts mehr.
Alle Menschen müssen Künstler werden. Nein, das ist nicht utopisch.
Alles ist einmal nichts gewesen, was dann etwas geworden ist.
Unvermögen muss nicht entmutigen: nichts stimmt kreativer als der Mangel -gerade wo nichts ist, ist die Phantasie zuhause.
Wer sich die Zukunft vorstellt, schafft die Realität von morgen.
Begabt sind alle: jeder ist unvergleichlich, niemand entbehrlich, jeder ist typisch, Masse gibt es nicht.
Jeder ist Schöpfer, jeder schafft sich seine Welt, seine Hölle und sein Paradies; wir mögen wollen oder nicht.