Ich möchte die Schönheit und Einmaligkeit der Khmer-Kunst durch detailierte Fotos aus Museen und einer Privatsammlung aufzeigen.
Zunächst einen Blick ins Nationalmuseum von Kambodscha. Dort befinden sich die bedeutendsten Werke der Khmer-Kunst. Besonders hervorzuheben ist folgende Skulptur. Sie stellt dar den König Jayavarman VII, Anhänger des Mahayana-Buddhismus. Er regierte von 1181 bis 1201 und gilt als der letzte große König von Angkor. Unter seiner Herrschaft, enstand die heute als Angkor Thom berühmte, neue Hauptstadt. Die ebenmäßigen Gesichtszüge und der in der westlichen Welt als "das Lächeln Angkors" beschriebene, unverwechselbare, kontemplative, in sich versunkene Gesichtausdruck sind typisch und bezeichnend für die gesamte Kunst der Khmer.
König Jayavarman VII,Sandstein National-Museum Phnom Penh 12.Jht.
Kopf des König Jayavarman VII,Sandstein National-Museum Phnom Penh
derselbe im Museé Guimet, Paris
König Jayavarman VII,Sandstein Replikat, 53 cm hoch, in Yogastellung 18./19.Jht. Privatbesitz
Große Reliefs von Lokesvara den Tempeln von Angkor
Eingang zu den Tempeln von Angkor Thom
Angkor Thom Aufnahme von 1935
Die folgende Bronze stellt die Gottheit Lokesvara dar.
Der Herr, der die Welt betrachtet“, bedeutet Lokeshvara übersetzt. Im Mahayana -Buddhismus ist er der Bodhisattva des universellen Mitgefühls. Unter dem König Jayavarman VII, der Anhänger des Mahayana-Buddhismus war, entstand die als Angkor Thom bekannte, neue Hauptstadt. Am Haupttempel, dem Bayon, sind 49 Meter hohe, aus Stein gehauene Gesichter der Gottheit Lokeshvara.Es zeigen sich weitere Köpfe, jeder in eine Richtung blickend, dies symbolisiert die Allgegenwärtigkeit der Gottheit.
Als erstes schauen wir uns eine ungewöhnliche, voll erhaltene Bronzeskulptur aus der Angkor-Zeit um 1100 n. Chr.an. Dargestellt ist ein weiblicher Bodhisattva, in der Khmer-Sprache ein Lokeshvara (übersetzt Herrscher der Welt) mit vier Armen, in den Händen sakrale Ritualgegenstände. Lokeshvara gilt als die Personifikation des universiellen Mitgefühls und wurde im Khmer-Reich bis zum 14. Jht. verehrt. Die kunstvollen und filigranen Details, das Gesicht mit den impressiven Zügen und den für die Kunst Angkors stiltypischen, vollen Lippen sind bis in jede Einzelheit ausgearbeitet.
Lokeshvara, Bronze, 102 cm hoch Privatbesitz
seitlich
Frontseite
Rückseite
Das männliche Gegenstück, Privatbesitz
Khmer-Buddha, Sandstein, Privatbesitz
Frontal
Die folgende weibliche Bronze stellt die Göttin "UMA" dar. Im indischen Kulturbereich heißt sie "PARVATI". Sie ist die Gemahlin des hinduistischen Hauptgottes Shiva und Mutter des Elephantengottes Ganesha. (Siehe Seite 48e) Ihr Gesicht strahlt Klugheit und Güte aus. Man kann bei entsprechender Phantasie vieles daraus herauslesen und sich an dieser fremden Schönheit erbauen.
Privatbesitz
Sie trägt üppigen Halsschmuck, die Oberarme sind ebenfalls mit Schmuckbändern dekoriert.
Die sehr gekonnt dargestellten weiblichen Proportionen mit den wohlgeformten Brüsten sind besonders hervorzuheben. Entlang des Halses verlaufen die Linien des "Trivali". Sie galten als Glückssymbole.
Der Mund ist von einer berückenden Sinnlichkeit.
Das Haar ist sorgfältig geflochten und zu einem Knoten frisiert, den unten ein ebenfalls geflochtener Ring umschlingt.
Die Bronze ist 38 cm hoch und stammt aus der Angkor-Periode des 11. Jhts.
Das männliche Gegenstück dazu ist die folgende Skulptur des Gottes Vishnu. Das für meisten Khmer Bildwerke typische Lächeln ("das Lächeln Angkors") ist auch hier vorhanden.
Vishnu, Bronze Angkor-Periode, Privatbesitz
Der folgende weibliche Torso ist aus rötlich-braunem Sandstein gefertigt. Er ist der frühen Angkor-Periode, dem sog. Baphuon-Stil (1010-1113) zuzurechnen. Die Skulpturen des Angkor-Wat-Stils werden stets streng frontal und aufrecht dargestellt.Stiltypisch ist ebenfalls, dass das Hüftgewand (auf Khmer"samput chang kbin") sorgfältig zu einem "Fischschwanz" gefältelt ist,der genau mittig liegt und von einem mit Blütenmotiven verzierten Gürtel gehalten wird.
Privatbesitz
Skulpturen von Gottheiten im Baphuon-Stil betonen stets Anmut und Eleganz des Körpers. Die Struktur des Körpers ist typisch für diesen Stil. Die schlanke Taille, die breiten sanft abfallenden Schultern und die wohlgerundeten, festen Brüste, sind in Umriss und Profil sensibel und raffiniert wiedergegeben.
Privatbesitz
Am Halsansatz erkennt man noch einen Teil des "Trivali", eine der ursprünglich drei Halsfalten, die als Glückssymbole galten. Die Modellierung der Figur verrät großes Können und Einfühlungsvermögen.
Privatbesitz
Der Sarong ist mit bemerkenswerter Genauigkeit behandelt. Die vertikale Riffelung des Hüftgewands, die dessen schmale Falten anzeigt, ist in ihrer Einheitlichkeit exakt durchgehalten.
Der Sarong wird am Saum von einer Schleife gehalten und etwas tiefer von einem geschmückten Gürtel mit Gehängen aus Perlen und Lotosknospen
Das im Rücken und auf den Hüften hoch getragene Gewand ist vorn verführerisch gesenkt und gibt einen Teil des Bauches frei. Der vertikale Saum des Stoffes ist in üblicher Weise des Baphuon-Stils zurückgeschlagen und bildet das lange Mittelfeld, das in einem reizvollen ausschwingenden "Fischschwanz"-Motiv endet.
Der folgende weibliche Torso stammt aus der gleichen Periode. Neuzeitlich wurden der Kopf und ein Arm abgebrochen.
Privatbesitz
Der Sarong ist mit bemerkenswerter Genauigkeit behandelt. Die vertikale Riffelung des Hüftgewands, die dessen schmale Falten anzeigt, ist in ihrer Einheitlichkeit exakt durchgehalten. Das im Rücken und auf den Hüften hoch getragene Gewand ist vorn verführerisch gesenkt und gibt einen Teil des Bauches frei.Der vertikale Saum des Stoffes ist in üblicher Weise des Baphuon-Stils zurückgeschlagen und bildet das lange Mittelfeld, das in einem reizvollen ausschwingenden "Fischschwanz"-Motiv endet. Der Sarong wird durch einen prächtigen, mit Rosetten und Perlmuster geschmückten Gürtel gehalten, an dem Gehänge in Form von Lotosknospen befestigt sind.
Männliche Gottheit, Torso, Privatbesitz, ähnlich im Museé Guimet, Paris Katalog Nr. 60
Rückseite
Detail
Die folgenden Bilder zeigen ein vollständiges Stein-Original einer weiblichen Gottheit aus dem 10. Jht. (National-Museum Phnom Penn)
Brahma ist der Schöpfergott. In der populären Tradition und in den Bildern stieg er aus dem "Ei" des Universums heraus. Er kommt ursprünglich von einer Lotosblume, die aus dem Nabel von Vishnu heraus wächst. Damit die Bilder die weitreichenden Energien mitteilen können, wird dort Brahma häufig mit mehreren Armen und Köpfen dargestellt. Brahma hat 4 Köpfe, um die vier Yugas (Epochen) des Hinduismus dargestellt werden.
Brahma, Khmer-Bronze 62 cm
Detail
Rückseite
Detail
Links
rechts
Zum Vergleich zwei indische Darstellungen des Brahma
Brahma um 600 n.Chr.
Neuere indische Darstellung des Brahma
Von besonderer Schönheit sind die Darstellungen in der Tempelstadt Angkor die zahlreichen Wandreliefs, genannt "Devata"
In der Schönheit ewiger Jugend, in phantastischer Aufmachung, den Sitten der Zeit entsprechend barbusig, schmücken über zweitausend Devata , göttliche Wächterinnen, die Wände von Angkor Wat. Sie bewachen das Heiligtum; zugleich ist ihre Schönheit eine sinnenfällige Repräsentation des Göttlichen. Einem eingefleischten Missverständnis folgend, werden die Devata mit den Apsara (himmlischen Tänzerinnen, Nymphen) verwechselt
Devatas aus Angkor Wat
Bruchteil eines Apsara-Reliefs 11. Jht.
Totale
Einen besonderen Stellenwert erhielten Apsaras in der Mythologie der Khmer zur Zeit des historischen Konigreiches Kambuja, mit der heute als Angkor bekannten Hauptstadt. Eine Legende erzählt davon, dass König Jayavarman II., der als Gründer des Reiches Kambuja gilt, das Reich von Indra, dem König der Götter, zugewiesen bekam. Zugleich präsentierten die Apsaras den Menschen von Kambuja die Kunst des Tanzes.
Der Begriff "Apsara" stammt aus dem Sanskrit und bedeutet: "Wasserwandlerinnen". In der von den Khmer adaptierten indischen Mythologie waren die Apsaras nymphenähnliche Halbgöttinnen von verführerischer Schönheit, die den Himmels- und Luftraum bewohnten.
Das entrückte geheimnisvolle Lächeln der Tänzerinnen auf den Tempelwänden von Angkor Wat wird das "Lächeln von Angkor" genannt. Auf den Zwischenwänden der Tempelanlage findet man zahlreiche Reliefs mit den königlichen Apsara-Tänzerinnen. Sie sind in fließender Bewegung auf den sandsteinernen Blöcken dargestellt. .
Relief einer Apsara-Tänzerin
Darstellung einer Apsara
In der Sammlung befindet sich die folgende Bronze einer Apsara-Tänzerin
Auch heute noch werden in Kambodscha historische Apsara-Tänze aufgeführt, besonders schön vor den Kulissen Angkors. Man beachte die Handhaltung im Vergleich zur vorigen Bronze.
Apsara- Tänzerin in Angkor
Tanzgruppe
In der Sammlung befindet sich ein altes Tempelfragment aus Kambodscha, geschnitzt aus einem schweren Teakholz-Stamm. Die genaue Herkunft und das Alter sind unbekannt. Es war wohl jahrhundertelang an einem Tempel befestigt, dem Umweltschmutz und der Witterung ausgesetzt. Die dadurch versursachte Schwärze der ursprünglich komplett vergoldeten Figur wurde an einigen Stellen abgerieben, wodurch das Gold wieder hervortritt. Dieses ca. 1 m große Khmer-Kunstwerk stellt eine Devata dar, eine Halbgöttin, wie sie in hoher Zahl als Reliefs am Tempel Angkor Wat zu finden sind (Siehe oben und Kapitel 50 "Angkor") .
Rückseite
Das folgende Bild zeigt die vollständige Bronze einer Apsara-Tänzerin. Der Gesichtsausdruck ist der vorigen ähnlich.
Apsara Tänzerin
In derSammlung befinden sich ebenfalls die folgenden beiden Buddha-Darstellungen aus Kambodscha im Khmer-Stil.
Buddha Bronze
Ähnliche Skulptur im Museum
Sitzender Buddha, Holz
Wer sich näher mit der geoßartigen Kunst der Khmer befassen will, der möge folgendes, leider längst vergriffenes Buch studieren: Felten/Lerner "Das Erbe Asien" Klett-Cotta Verlag 1988. Es finden sich dort in hervorragenden Abildungen mehrere den hier gezeigten Kunstwerken ähnliche Stücke.
Angkor-Zeit Gottheit männlich, Bronze
Gottheit weiblich
Die meisten dieser Objekte sind aus Bronze gegossen zu einer späteren Zeit, als sie tatsächlich entstanden sind.
Hier kurz einiges über die Gusstechnik:
Sie wird nach dem Prinzip der verlorenen Form, dem sogenannten Wachsausschmelzungsverfahren, vollzogen, eine Technik, die sehr aufwändig ist, da sie nur einmal verwendbar ist und nach dem Guss zerstört werden muss, um den Abguss zu entformen.
Hierbei wird die Figur zunächst in Tonerde geformt und getrocknet. Danach wird sie mit einer Schicht Bienenwachs bedeckt, die exakt die Form der unterliegenden Tonfigur hat. Darauf wird dann eine weitere Tonschicht aufgetragen, die sich wiederum genau der Form der Wachsschicht anpasst. Diese zweite Tonschicht wird nun mit Löchern versehen. So entstehen also drei übereinander geschichtete, identisch geformte Figuren, die dann in einem Ofen gebrannt werden. Während sich die Tonschichten vollständig erhärten, fliesst das Wachs aus den kleinen Öffnungen. Der zwischen den Tonschichten entstehende Zwischenraum wird nun mit flüssiger Bronze aufgefüllt. Nachdem sich die Bronze erhärtet hat wird die äußere Tonschicht zerschlagen, so dass die gegossene Figur zum Vorschein kommt. Nun werden die Gusskanäle entfernt und das Teil kann durch Ziselieren usw. bearbeitet werden.