Im Bestreben alle Bereiche des menschlichen Alltagslebens mit neuem Design zu versehen, befassten sich die Künstler des Jugendstils natürlich auch mit Möbeln. In Deutschland und Österreich kam es vor allem auf deren Gebrauchswert an, das Dekor trat in den Hintergrund, sollte aber doch den Geist des neuen Stil wiederspiegeln. Eine Ikone deutschen Jugendstilmöbels ist der folgende, schon 1897 entworfene und ausgestellte Schrank von Richard Riemerschmid, der seine floralen Beschläge an denen gotischer Truhen orientierte. Dabei gelang es ihm, Funktion und Gestalt in Einklang zu bringen.
Deutschland: Richard Riemerschmid Buffet 1897 (restauriert und ergänzt)
Deutschland: Richard Riemerschmid Buffet-Unterteil 1897 (unrestauriert)
Richard Riemerschmid Armlehnstuhl 1900
Das englische Vorbild um 1897
Riemerschmid Armlehnstuhl 1908
Armlehnstuhl 1908, Auktionsfoto
In Frankreich entstanden hervorragende Kreationen, verbunden mit Namen wie Emil Gallé und Louis Majorelle. Vorrangig waren bei ihnen die erstklassige handwerkliche Verarbeitung und die Liebe zu Detail unter Verwendung von edlen Hölzern.
FRANKREICH: Emil Gallé "Tisch" um 1898
DETAIL aus den Intarsien des vorigen Tisches
FRANKREICH: Louis Majorelle "Glasschrank aus Mahagoni" um 1905
DETAIL: Beschlag einer Schublade des vorigen Schrankes
FRANKREICH: Flurgarderobe mit Schirmständer und Spiegel, um 1905
DETAIL: Beschlag an einer Schublade des vorigen Buffets
Im Gegensatz zu Frankreich, wo der florale Jugendstil vorherrschte, kam es den deutschen Entwerfern neben der Zweckmäßigkeit auf die Linienführung an. Meister wie Henry van de Velde und die Mitglieder der Darmstädter Künstlerkolonie waren die Vorreiter.
DEUTSCHLAND:"Blumenständer", Darmstädter Künstlerkolonie (J.M. Olbrich zugeschrieben) um 1901
DEUTSCHLAND: Buffet mit Schnitzereien und Marmorplatte um 1908
DEUTSCHLAND: Zwei Wandschränkchen mit Metallapplikationen (Peitschenschlagdekor) um 1902
Bei dem in Österreich vorherrschenden geometrischen Jugendstil unter der Federführung von Josef Hoffmann kam es in erster Linie auf die äußere formale Gestaltung und die Reduzierung auf das Wesentliche an. Charles Renine Mackintosh aus Glasgow/Schottland übte den entschiedenden Einluß aus.
GLASGOW: Charles Rennie Mackintosh: "Stuhl" um 1901
ÖSTERREICH: Josef Hoffmann "Notenständer" Thonet um 1905
ÖSTERREICH: Josef Hoffmann "Hocker" Thonet um 1905
Josef Hoffmann Beistell-Tische 1906 J.Kohn m. Marke
ÖSTERREICH: Marcel Kammerer "Sessel" um 1905
ÖSTERREICH: Umkreis Josef Hoffmann "Vitrine" A.Nagel, Wien um 1905